Sonntag, 15. August 2010

Vancouver (letzte Tage), 3 Tage Victoria, 1 Woche Kreuzfahrt nach Alaska (Tage 7 – 18)

Passend zum Schweizer Nationalfeiertag am 1. August, konnten wir Schweizer Reunion feiern: Zuerst traf ich Marielle Moor, mit der ich in den nächsten 2 Monaten Alaska und die US Westcoast unsicher machen werde. Am Abend kamen dann noch Nadia und Gü aus Zofingen für ein Bier dazu. Für die beiden waren die Ferien leider schon fast zu Ende.

Am nächsten Tag setzten Marielle und ich dann mit der Fähre nach Vancouver Island über, genauer gesagt nach Victoria, wo wir die folgenden 3 Tage verbrachten. Für Marielle war dies vor allem eine Wiedersehen mit Freunden und der Gastfamilie, wo sie diesen Frühling mehrere Monate verbracht hatte. Ich hatte währenddessen genügend Zeit das viktorianisch geprägte Städtchen zu erkunden, eine Tageswanderung in einen nahegelegenen Naturpark zu unternehmen und auch einfach etwas das schöne Sommerwetter an der Küste zu geniessen. Einmal mehr ist mir dabei auch wieder die ausgesprochen freundliche und relaxte Art der Kanadier aufgefallen. Alle sind sie gerne bereit, Auskunft zu erteilen, der Busfahrer dreht auch mal eine Zusatzschlaufe, wenn man erwähnt, dass man noch einen Anschlussbus erreichen möchte und sogar die Bettler sind äusserst zurückhaltend und akzeptieren ein „Nein“ auch beim ersten mal (ok, it’s the law). Dass die Kandier sportverrückt sind, ist wohlbekannt, aber im Gegensatz zu den südlichen Nachbarn, betreiben sie durchaus auch aktiv Sport und man trifft daher nicht mehr übergewichtige Menschen an als bei uns. Natürlich war die Zeit viel zu kurz, um dieses gewaltige Land gebührend zu erkunden, daher: Canadiens beware – I’ll be back again!

The Empress, das Wahrzeichen von Victoria

Am 6. August (nach einer weiteren Nacht in Vancouver) stand dann für Marielle und mich ein nächstes Highlight auf dem Programm: Das Einschiffen auf der „Celebrity Millenium“ für eine einwöchige Kreuzfahrt durch die berühmte Inside Passage nach Seward in Alaska. Als absolute Kreuzfahrt-Neulinge waren wir natürlich sehr gespannt, was uns erwarten würde. Das Motto für diese Woche kristallisierte sich für uns schnell einmal heraus: „Ferien vom Reisen“. Wer an das Hostel-Leben gewöhnt ist, für den sind Privatkabine mit täglich mehrmaligem Zimmerservice, Essen à discretion, Schwimmbad / Spa und ein riesiges Unterhaltungsprogramm Luxus pur. Gerade das Foodangebot hat das Prädikat Schlaraffenland durchaus verdient: Neben dem bedienten Restaurant, wo exquisite mehrgängige Menüs serviert werden, hatte es auch mehrere Restaurants mit Büffetbetrieb praktisch rund um die Uhr, wobei die Buffets im Hauptrestaurant auf dem 10. Deck durchaus eine Länge von geschätzten 50 Metern erreichten zu gewissen Tageszeiten. Dass man durch die Panoramafenster dieses Restaurants auch bestens die vorbeiziehende Landschaft und Tierwelt beobachten kann, half auch nicht gerade beim Versuch, die Kalorienzufuhr auf ein vernünftiges Mass zu beschränken. Auf dem gleichen Deck befand sich auch der Spabereich mit Solbad, Wirlpools, Sauna, Liegestühlen, etc, natürlich ebenfalls mit Panoramaaussicht. Vor allem auf den Decks 3-5 hätte es auch jede Menge Unterhaltungsmöglichkeiten mit Shows, Kino, Casino, Bars, etc gegeben, aber der geneigte Leser kann sich wohl vorstellen, dass sich Marielle und ich uns die allermeiste Zeit auf Deck 10 aufgehalten haben (oder noch höher oben auf dem Sonnendeck bei angenehmer Witterung).

Marielle und ich auf grosser Fahrt


Mobiles Schwimmbad vor grandioser Kulisse


Enjoy!

Einen etwas durchzogenen Eindruck haben bei uns die 4 Stopps in den Häfen von Ketchikan, Hoonah, Juneau und Skagway hinterlassen. Zum einen waren die organisierten Shoreexkursion doch ziemlich teuer und voll auf Massenabfertigung ausgerichtet. Zum anderen sind auch die Hafenorte selber so krass auf die Kreuzfahrtschiffe ausgerichtet, dass rund um die Hafenanlagen jeweils ganze Shoppingviertel entstanden sind, welche sich voll und ganz auf die Kreuzfahrtouristen ausgerichtet haben. So hat das Städtchen Skagway ein geschätztes Dutzend Juweliere aber gerade mal einen kleinen Supermarkt in Ortszentrum (ok, die Supermärkte sind wohl in den USA überall am Stadtrand angesiedelt). Auch wenn dieser enorme Kommerz für uns Schweizer abstossend wirkt, so ist es natürlich trotzdem absolut nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass die meisten dieser Orte während der Saison täglich von 3-4 Kreuzfahrtschiffen mit je geschätzten 2000 Passagieren geflutet werden.

Ketchikan, der erste Landgang

Jetzt aber noch einige Worte zum eigentlichen Grund unserer Alaskareise: Landschaft und Tierwelt. Die Landschaft Alaskas in Worte zu fassen erscheint mir ein Ding der Unmöglichkeit und auch die nachfolgenden Fotos können nur einen kleinen Einblick in die fantastischen Szenerien und gewaltigen Dimensionen dieses Landes geben. Es gab wirklich Momente wo Marielle und mir die Worte ausgingen um das uns umgebende Panorama gebührend zu beschreiben…einfach überwältigend. Und auch Anzahl und Vielfalt der Tiere, welche wir auf dieser Kreuzfahrt beobachten durften, hat unsere kühnsten Erwartungen übertroffen. Dass wir beispielsweise praktisch täglich Wale (meist Buckelwale) und Delfine ganz einfach vom Deck aus beobachten könnten, hätten wir zu Beginn der Reise nie zu hoffen gewagt. Auch Weisskopfseeadler gabs in rauhen Mengen zu bestaunen. Daneben Robben, Seelöwen, Otter und natürlich jede Menge Fische (Lachse) und Vögel. Einfach sensationell! Für die restlichen 16 Tage in Alaska stehen jetzt dann vor allem noch Bär und Elch auf dem Programm (oder vielleicht sogar ein Wolf?)

Abendstimmung


Mount St. Elias (im Hintergrund)

Hubbard Glacier

Hubbard aus der Nähe

Seeotter


Ein Buckelwal zeigt seinen Buckel

Zusammenfassend kann ich also eine Kreuzfahrt durch die Inside Passage jedem nur wärmstens empfehlen. Man muss sich vielleicht an gewisse Auswüchse des Kreuzfahrtmassentourismus gewöhnen bzw. lernen wie zu vermeiden. Aber die fantastischen abwechslungsreichen Landschaften und Tierbeobachtungen kombiniert mit dem Luxus an Board sind mit einer Kreuzfahrt wirklich zu einem konkurrenzlos günstigen Preis zu haben.

Zum Schluss dieses Posts möchte ich noch all jenen Lesern gratulieren, die bis hier hin durchgehalten haben! Wer schon einmal ein Reisetagebuch verfasst hat, weiss wie schwierig es ist, all die vielen gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen auf ein vernünftiges Mass zusammenzufassen. Mittlerweile hat uns der Alltag wieder… nämlich der Backpacker-Hostel-Alltag (Zitat Marielle). Stay tuned for more!

4 Kommentare:

  1. Nachtrag: Den Elch haben wir mittlerweile gesehen. Genauer gesagt, eine Elchkuh mit 2 Jungen direkt neben dem Highway zum Flughafen von Anchorage.

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  2. Adrian Schlatter15. August 2010 um 12:31

    Wir finden's auch cool, dass du mit dem Blog immer noch durchhaelst. In der Tat ist mir sehr bewusst, dass es mitunter recht anstrengend sein kann, ein Reisetagebuch aktuell zu halten. Ich finde den Kreuzfahrt-Bericht cool und bin ehrlich gesagt ueberrascht, dass man dabei doch so viel Natur sieht. Ich haette erwartet, dass sich Tiere (abgesehen von Moewen) von Kreuzfahrtschiffen fern halten.
    Gruss, Schladda

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  3. Wow, das ist ja ein Monster-Beitrag (mit coolen Bildern). Ihr müsst übrigens da oben aufpassen wenn ihr mit dem Schiff unterwegs seid, da gibts ganz fiese Eisberge.
    Apropos Wölfe, die haben wir hier in der Schweiz auch wieder. Oder besser gesagt wir hatten, denn leider wurde zumindest einer davon bereits wieder abgeschossen :(

    Gruss und weiterhin viel Spasss
    Peso

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  4. Ich werde richtig neidisch, wenn ich deinen spannenden Reisebericht lese, aber ich habe ja zum Glück Afrika noch vor mir!!! Toll, dass du noch an uns denkst und uns auf dem Laufenden hälst! Ich bin auch erstaunt, dass es so ohne Aufwand und besondere Anstrengungen möglich ist, diese Wildtiere zu beobachten.
    Ich wünsche euch weiterhin viel Spass und grüsst die Grizzlybären von mir!!
    Elvira

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