Dienstag, 22. März 2011

Iguazu, Buenos Aires, Colonia (Uruguay) und Heimreise (Tage 224 - 234)

Aus, vorbei, ich bin wieder in der Schweiz! Unglaublich, unfassbar, die Gefühlswelt ist im Moment kaum zu Beschreiben. So bin ich zum einen sehr glücklich, wieder bei meinen Liebsten in der Schweiz zu sein, aber irgendwie habe ich es trotzdem noch nicht so ganz gerafft, dass es jetzt einfach vorbei sein soll mit dem Backpackerleben. Alles Wichtige auf den Rücken zu buckeln und alle paar Tage wieder in ein neues Abenteuer starten... game over. Ich freue mich jetzt aber auf jeden Fall auch sehr, alle treuen Blogleser (und auch alle andern ;-) ) mal wieder zu treffen in den nächsten Tagen und Wochen!

Hier aber jetzt mal noch der Bericht zu meinen letzten 10 Tagen in Südamerika. Von Ushuaia, der südlichsten Stadt Argentiniens, fuhr ich in einem Tag direkt nach Iguazu, ganz im Norden des Landes. Zuerst ging es in 3 Stunden mit dem Bus nach Rio Grande von wo ich via Buenos Aires in 5 (!) Stunden nach Iguazu flog, alles über Argentinien. Man überlege sich mal, wohin man in 5 Flugstunden von Zürich aus kommt. Die Distanzen da unten sind wirklich unglaublich gross. Und entsprechend gross war auch der Klimaschock, herrscht doch in Iguazu ein ziemlich feuchtwarmes Klima. Der Pool im Hostel entwickelte sich auf jeden Fall ziemlich schnell zu meinem bevorzugten Aufenthaltsort... Mal abgesehen natürlich von den weltberühmten Wasserfällen selber. Diese gewaltigen Wassermassen faszinierten mich so unglaublich, dass ich gleich an 2 aufeinanderfolgenden Tagen zu den Aussichtspunkten auf der argentinischen Seite der Fälle fuhr. Die angefügten Bilder können leider kaum vermitteln, wie gewaltig diese Wasserfälle in Natur sind.

Die San Martin Wasserfälle sind "nur" Nebenwasserfälle

Dito

Ein kleiner Ausschnitt der Garganta del Diablo (Teufelsschlund), dem Hauptwasserfall, sehr schwierig (und nass) zum fotografieren

Beim "Teufelsschlund"

Von Iguazu flog ich dann zurück nach Buenos Aires, der letzten Station meiner Reise, wo ich mir für meine letzte Reisewoche für einmal ein Einzelzimmer in einem Hotel gönnte. Die Stadt selber hat mir enorm gut gefallen: Das Stadtzentrum mit Plaza de Mayo und Av. Florida, San Telmo wo mein Hotel war mit seinen originellen Bars und Restaurants und dem Antiquitätenmarkt am Sonntag, La Boca mit den farbigen Häusern und Heimat der bekannten Boca Juniors, der moderne Stadtteil Puerto Madero am ehemaligen Hafen, die hippen Stadtteile Palermo und Recoleta. Sehr vielfältig. Neben dem Erkunden dieser Stadtteile stand auch der Besuch eines Fussballspiels von River Plate, dem grossen Rivalen der Boca Juniors auf dem Programm und natürlich war in BA auch die letzte Gelegenheit um den Rucksack mit Souvenieren zu überfüllen (ist mir ganz gut gelungen). Ausserdem machte ich einen Tagesausflug nach Colonia in Uruguay, einem wunderschönen Kolonialstädtchen auf der andern Seite des River Plate.

Der Präsidentenpalast an der Plaza de Mayo, von wo Evita ihre berühmte Rede gehalten hat


Das Stadion der Boca Juniors in den schwedischen Nationalfarben (kein Zufall)

Das bunte Boca

Puerto Madero

Grüne Oase in der hektischen Grossstadt

Obilisk auf der Avenida 9 de Julio, der vielleicht breitesten Strasse von BA (etwa 20 Fahrspuren)

Die Menschenmassen weisen den Weg zum Grab von Evita im Friedhof von Recoleta

65'000 fanatische Gauchos feuern River an - ein einmaliges Erlebnis

BA ohne Tango, unvorstellbar

Das ehemalige portugisische Kolonialstädchen Colonia in Uruguay

Dito

Und gleich noch ein Gässchen in Colonia

Die 6 Tage vergingen auf jeden Fall wie im Fluge und bereits befand ich mich wieder am Flughafen zum allerletzten Check-in. Ein 15-Stunden Flug (mit mühsehliger Zwischenlandung in Sao Paolo) nach Londen und der Anschlussflug nach Zürich brachten mich nach fast 8 Monaten wieder zurück in die Schweiz. Für ein emotionales Fazit meiner Reise ist es wohl noch etwas zu früh. Hier aber schon mal einige Facts and Figures (die Zahlen sind in der Regel gute Schätzungen und können um einige wenige Prozente abweichen):
  • 234 Tage unterwegs gewesen (knapp 8 Monate)
  • Nördlichster Punkt meiner Reise (ohne Anflug): Chena Hot Springs nördlich von Fairbanks, Alaska, USA
  • Südlichster Punkt: Beagle Channel südlich von Ushuaia, Feuerland, Argentinien
  • In Südamerika 223 Stunden im Bus verbracht (davon 58 Stunden in Touristenbussen, der Rest in öffentlichen Bussen). Dies beinhaltet auch insgesamt 4 Nachtbusfahrten (was vergleichsweise wenig ist)
  • In 86 verschiedenen Unterkünften zur Übernachtung eingecheckt. Nicht eingerechnet sind Nachtflüge und Nachtbusfahrten sowie Mehrfach-Check-ins in der gleichen Unterkunft. Berücksichtigt sind jedoch die 3 Kreuzfahrtschiffe und die Übernachtungsorte auf den Mehrtagestrekkings
  • Rund 7'000km (?) im Mietauto zurückgelegt in den USA
  • Auf 16 Flügen (Check-ins!) mit insgesamt 23 Starts und Landungen 73 Flugstunden absolviert und dabei mit 10 verschiedenen Airlines geflogen
  • Auf 22 verschiedenen Booten Ausflüge unternommen (von Fährüberfahrt bis zu Mehrtageskreuzfahrt). Die verschiedenen Boote auf den San Blas Islands (Panama) und im Dschungel Ecuadors habe ich dabei jeweils nur einmal gezählt.
  • 9 Länder Nord- und Südamerikas besucht und dabei 7 verschiedene Währungen verwendet (ohne CHF und EUR, welche ich ebenfalls dabei hatte)

Dienstag, 8. März 2011

El Calafate (Perito Moreno Gletscher), El Chaltén (Mt Fitzroy und Cerro Torre) und Ushuaia (Feuerland) (Tage 212 - 223)

Als letztes Südamerikanisches Land besuche ich nun also noch Argentinien für längere Zeit. Von Puerto Natales in Chile fuhr ich zuerst einmal nach El Calafate, einem enorm touristischen Ort auf der argentinischen Seite Patagoniens. Die einzige wirkliche Attraktion ist der Gletscher Perito Moreno, welcher dafür aber umso eindrücklicher ist. Es gibt wohl keinen anderen Ort auf der Welt, wo man so einfach so nahe an einen so gewaltigen Gletscher rankommt und ihm dabei zuschauen kann, wie die Eistürme in den vorgelagerten See reinstürzen. Ein Heidenspektakel. Ich verbrachte einen ganzen Nachmittag einfach nur damit zu, von den Beobachtungsbalkonen aus dem Gletscher zu zu schauen. Was bei einem Schweizer Gletscher schnell ziemlich langweilig wird, ist beim Perito Moreno Gletscher um einiges spannender...

Eine gewaltige Eisfront (welche man auf einem Foto kaum erfassen kann)


Ein "kleiner" Eisbrocken stürzt ins Wasser (Bildmitte)

Den Gletscher mit der Sonnenbrille als Filter fotografiert (es war unglaublich hell)

Von El Calafate (wo ich ausserdem einen Ruhetag zum Planen meiner weiteren Reise einlegte) fuhr ich nach El Chaltén dem Trekkingparadies auf der argentinischen Seite Patagoniens. Eigentlich wollte ich wie im Torres del Paine NP ein paar Tage mit dem Zelt rumziehen, aber da ich für einmal etwas durchzogenes Wetter erwischte, kehrte ich kurz nach dem Start wieder zurück ins Hostel und begnügte mich stattdessen mit Tagestouren, was in El Chaltén auch viel einfacher ist als in Torres del Paine. Und ja, ich bin mittlerweile etwas anspruchsvoll geworden, was das Wetter betrifft (so viel Wetterglück wie ich bisher hatte, kann man auch eigentlich gar nicht haben). An insgesamt 3 der 5 Tagen in El Chaltén hatte ich auch ganz passable Wetterbedingungen, so dass ich die schönsten und bekanntesten Spots trotzdem besuchen konnte:

Das Panorama über El Chaltén: der höchste Berg ist Mt Fitzroy, der spitze Zacken fast am linken Bildrand ist Cerro Torre

Auch schöne Flusslandschaften gabs zu bestaunen, aber die Hauptattraktionen stellten die Berggipfel:

Cerro Torre, der vielleicht technisch anspruchsvollste Berg der Welt, definitiv nicht in meiner Liga, aber auch von unten wunderschön

Gletscherlagune vor dem Cerro Torre

Hier aus einer etwas anderen Perspektive (ich konnte mich nicht für ein Foto entscheiden)

Der Fitzroy war leider bei meinem Besuch immer ein bischen von Wolken umhüllt, aber trotzdem ein sehr lohnender Ausflug

Bei so einer Landschaft macht Wandern Spass

Von El Chaltén fuhr ich in 2 Tagen (mit Übernachtung in Rio Gallegos) dann endgültig bis an die südliche Spitze der zivilisierten Welt: Ushuaia, Feuerland. Glücklicherweise ist Ushuaia nicht einfach nur die südlichste Stadt der Welt, sondern durchaus auch noch schön gelegen am sogennanten Beagle Kanal, welcher die Hauptinsel Feuerlands von der chilenischen Insel Navarino trennt. Die beiden Staaten teilen sich Feuerland, allerdings nur sehr widerwillig. So geht die Strassenverbindung nach Ushuaia über chilenisches Gebiet, wobei die Chilenen es nicht für nötig halten, ihren Teil der Strassenverbindung gross zu unterhalten, so dass diese manchmal einem besseren Feldweg in der Schweiz gleichkommt. Und natürlich muss man für die Durchreise auch zweimal das vollständige Ein- und Ausreiseprozedere über sich ergehen lassen.

Auf der chilenischen Seite Feuerlands muss zuerst eine Schafherde dem Bus Platz machen

Wieder in Argentinien

Insgesammt blieb ich 3 Tage und 4 Nächte in Ushuaia, wo ich untere anderen 2 Bootsfahrten auf dem Beagle Kanal und einen Ausflug in den Tierra del Fuego Nationalpark unternahm.

Ushuaia, schön gelegen am Beagle Kanal

Blick auf die chilenische Seite

Kormorane und Seelöwen gibts auch "am Ende der Welt"

Dazu jede Menge Magellanpinguine (sehr cool)

Leuchturm an der Einfahrt in die Bucht von Ushuaia

Gänse im Nationalpark Tierra del Fuego, welcher nicht spektakulär ist, aber ganz nett für eine Tageswanderung

Donnerstag, 3. März 2011

Fährfahrt Puerto Montt - Puerto Natales, Torres del Paine Nationalpark (Tage 202 - 211)

Blogupdate vom Ende der Welt: Ich bin gestern Abend in Ushuaia auf Feuerland angekommen. Ab jetzt gehts dann wieder nordwärts. Bevor ich aber über meine Abenteuer hier unten berichten kann, müssen sie zuerst erlebt werden. Aber zu erzählen habe ich auch so noch mehr als genug:

Nach mehreren Wochen im Lande der Seen und Vulkane bestieg ich die Fähre in Puerto Montt mit Ziel Puerto Natales in Südpatagonien, eine rund dreieinhalbtägige Fahrt durch die Südfjorde des Amerikanischen Doppelkontinents. Aber nicht nur die faszinieren Landschaft machte diese Fahrt zu einem speziellen Erlebniss. Lange war nämlich gar nicht klar, ob ich überhaupt mit der dem Schiff die Strecke in den Süden würde antreten können. Zwei Wochen vor meinen Abfahrtstermin hatte die Fähre "Evangelista", welche diese Strecke normalerweise fährt, einen unglaublichen Unfall. Der 2. Offizier fuhr das Schiff in voller Fahrt auf eine Insel auf. Niemand konnte erklären, wie es dazu kommen konnte, aber anscheinend gab es an Bord ziemlich dramatische Momente zu überstehen - der Kapitän hatte angeblich nur noch Sekunden zum Entscheiden, ob das Schiff aufgegeben werden müsste oder ob der Reparaturversuch erfolgreich war. Schlussendlich konnten sie das Schiff aber dann doch noch bis in einen sicheren Hafen fahren. Jedenfalls war aber unsere geplante Fähre ausser Betrieb und wir mussten mit der kleineren und unkomfortableren Ersatzfähre "Puerto Eden" Vorlieb nehmen.

Unsere Fähre "Puerto Eden" schlussendlich sicher vertäut (siehe unten) im Hafen von Puerto Natales

Die Fahrt war aber auch so ein Erlebnis. Neben der tollen Landschaft und vielen Tierbeobachtungen (neben vielen Vögeln und Seelöwen bekamen wir auch ab und zu Pinguine und Delfine zu Gesicht) besuchten wir auch einen Gletscher (bei schlechtem Wetter) und erlebten ein unglaublich amüsantes Anlegemanöver in Puerto Natales. Das Ganze dauerte geschlagene 3 Stunden (!). Anscheinend ist das Schiff relativ schwierig zu manövrieren und zudem war die Hafencrew unglaublich stümperhaft und verlor mehrere Male die Schiffstaue, welche dann mit der Flut weggetrieben wurden. Der Kapitän verwarf im Zehnminutentakt seine Arme und wir lachten Tränen...

Die Brücke konnte jederzeit besucht werden und auch der Kapitän war gerne für ein Foto zu haben

Ein sonniger Moment während einer sonst eher "grauen Fahrt"

Von Puerto Natales aus ging es dann weiter zum Torres del Paine Nationalpark. Dem angeblich schönsten Nationalpark Südamerikas (sagen zumindest die Chilenen). Ich wollte das sogenannte "W" wandern in 5 Tagen (für diejenigen, die wissen wovon ich schreibe) und dabei campieren. Da mir das Wetter einmal mehr hold war und ich 5 Tage eitel Sonnenschein erwischte, hinderte mich natürlich auch der anfangs doch ziemlich schwere Rucksack nicht daran, das Vorhaben in die Tat um zu setzen. Und obwohl ich das ganze alleine in Angriff nahm, war ich natürlich nie alleine unterwegs. Der Nationalpark ist ein absoluter Trekking-Hotspot und das "W" die mit Abstand beliebteste Route. Die nachfolgenden Bilder können vielleicht ein bischen einen Eindruck vermitteln weshalb dem so ist:

Der erste Blick auf den Nationalpark - sehr vielversprechend

Am ersten Tag gings zum Gray Gletscher - der Campingplatz wunderschön gleich über der Gletscherzunge

Blick vom selben Aussichtspunkt den Gletscher hoch

Mein Zelt am zweiten Abend (Paine Grande)

Der dritte Tag im Valle Frances (French Valley)

Blick aus dem Valle Frances hinaus

Abendstimmung beim dritten Zeltplatz (Los Cuernos)

Am 4. Tag auf dem Weg zu den Torres. Es war so warm, dass ich in der Badehose unterwegs war

Tagesziel erreicht: die berühmten Torres

Am nächsten Morgen erglühten sie im Morgenrot

Mit dem Besuch des Torres del Paine Nationalparks ging auch meine Zeit in Chile zu Ende. Immerhin war ich mehr als ein Monat in diesem Land unterwegs und ich muss sagen, ich hätte gut und gerne noch einmal einen Monat anhängen können. Ein wirklich unglaublich schönes und abwechslungsreiches Land. Für mich so etwas wie ein Geheimtipp unter den Fernreisezielen.