Sonntag, 28. November 2010

Quito, Ecuador, Reisehalbzeit (Tage 113 - 125)

Nachdem ich im letzten Blogeintrag bereits ein Reisejubiläum (100 Tage on the road) vermelden konnte, ist soeben ein weiteres gefallen: Ich bin mittlerweile seit 4 Monaten unterwegs, was auch gleichzeitig Reisehalbzeit bedeutet, vorausgesetzt natürlich, dass ich wie geplant (erst) Ende März zurück in die Schweiz fliege.

Heute ist mein letzter Tag in Quito und noch mal ein ziemlich spezieller. Es fand nämlich eine Volkszählung statt in Ecuador, so dass im ganzen Land von 7.00 Uhr bis 17.00 Uhr ein Ausgangsverbot bestand. Einzig die Polizei und jene Studenten, welche die Volkszählung durchführten, durften auf die Strasse. Auch meine Gastfamilie wurde von einer Studentin besucht und eingehend befragt. Sogar wir Ausländer wurden befragt und mussten Angaben zu Ausbildung, Wohnort, Zivilstand, etc machen. Zum Glück ist mein Spanisch mittlerweile gut genug, dass ich die Fragen ohne grössere Probleme beantworten konnte.

Ein entspannter Sonntag mit der Gastfamilie

Tja, die letzten 4 Wochen in Quito vergingen wirklich wie im Fluge. Am vergangenen Wochenende stand noch ein Ausflug nach Otavalo auf dem Programm, wo es einen berühmten indigenen Markt gibt. Am Sonntag ging es dann noch auf den Hausberg/-vulkan Pichincha, wo wir für einmal sogar etwas Aussicht auf die Stadt hatten.

Otavalo

Lecker!

Gestern dann noch eine Zugfahrt in den Süden. Der ecuadorianische Staat versucht zur Zeit, die Eisenbahnlinie von Quito an die Küste wieder Instand zu stellen. Bis in 2 Jahren soll die ganze Linie wieder befahrbar sein, woran ich allerdings so meine Zweifel habe. Bis jetzt sind wieder rund 100km befahrbar, welche wir nun eben gestern auch teilweise abgefahren sind. Zugfahren ist einfach schon um einiges gemütlicher als die allgegenwärtigen Busse.

Unser Zug

Sogar der Cotopaxi zeigt sich

Apropos Busse: Heute Sonntagnacht fahre ich nun also mit dem Bus in den Amazonasregenwald runter. Bis nächsten Freitag werde ich daher mal wieder abgeschottet sein von sämtlichen elektronischen Kommunikationsmöglickeiten. Hasta luego!

Dienstag, 16. November 2010

Quito, Ecuador (Tage 97 - 112)

Wow, wie die Zeit doch verfliegt! Die ersten 100 Tage sind bereits durch. Anstossen auf das Jubiläum konnte ich in Quito, wo ich seit 2 Wochen eine Sprachschule besuche, was auch bereits Halbzeit bedeutet. Ich wohne während dieser Zeit in einer Familie am Fusse des Vulkans Pichincha (letzter Ausbruch 1999!) etwa 20 Gehminuten von der Schule und etwa 100 Höhenmeter über der Stadt. Da Quito auf 2'800 müM liegt, kann ich so auf dem Schulweg immer etwas Höhentraining machen, insbesonders wenn's nach Hause geht.

Blick auf die Altstadt von Quito

Die Kirche San Francisco in der Altstadt

Wachablösung am Präsidentenpalast

Apropos Höhentraining: Am Samstag hatte ich zum ersten mal so einen kleinen Testlauf, was den Stand meiner Akklimatisation betrifft. Wir gingen am 5'900 müM hohen Cotopaxi Vulkan biken mit Start auf 4'500 müM. Es ging zwar mehrheitlich runter, aber auf den Ebenen und in den kurzen Gegensteigungen konnte der aktuelle Fitnessstand doch etwas getestet werden. Fazit: No problem.

So hoch oben war ich noch nie - und das erst noch auf einem Bike

Die Biketour wurde von der Schule aus organisiert, ebenso wie ein Ausflug in den Bergregenwald von Mindo am vorhergehenden Weekend und diverse Aktivitäten unter der Woche wie beispielsweise, Ausflüge in die Altstadt von Quito und an den Äquator (etwa 15km nördlich des Stadtzentrums), Salsakurse und gemeinsames Kochen in der Schule. Für Programm ist auf jeden Fall gesorgt, schliesslich habe ich auch noch jeden Tag 4 Stunden Einzelunterricht Spanisch, welche ich entsprechend anschliessend auch noch verarbeiten sollte. Ach ja, einmal mehr: 2 Drittel der Studenten an der Schule sind Schweizer (keine Übertreibung) und auch sonst hört man in Quito immer mal wieder Schwiizerdütsch...

Mindo: Am Stahlseil durch den Regenwald - es fägt!

Unsere Unterkunft in Mindo (wir hatten auch richtige Betten zum schlafen)

In Ecuador am Äquator

Ein paar Schweizer an unserer Schule

Vielleicht noch ein paar Worte zum Leben in Lateinamerika und speziell in Quito: Ich habe mich eigentlich sehr schnell an die doch sehr unterschiedliche Lebensweise hier gewöhnt (was nicht heissen soll, dass ich nicht gewisse Annehmlichkeiten der Schweiz vermissen würde): Immer wieder wird beispielsweise vor Diebstählen und Raubüberfällen gewarnt, ich habe hier bisher keine negativen Erfahrungen gemacht und solange man gewisse Vorsichtsmassnahmen trifft, ist es auch nicht wirklich ein Problem.

Unangenehmer finde ich da schon die Luftverschmutzung, vor allem verursacht durch die allgegenwärtigen Busse, welche die Umwelt jeweils richtig schwarz einnebeln. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig: Klopapier gehört nicht ins Klo sondern in den Abfalleimer. Sehr speziell auch die Elektroduschen, wo das Wasser direkt im Duschkopf erwärmt wird - ich warte immer noch auf den ersten Stromschlag (was allerdings bei der niedrigen Spannung hier wahrscheinlich kaum gravierende Folgen hätte).

Ein Prachtsexemplar von einer ecuadorianischen Dusche

Stichwort Essen: Meist zweimal am Tag Reis, vorzugsweise mit Poulet (hmmm... Chicken good). Da der Reis immer pur serviert wird (sprich ohne hässliche Curry-Tomaten-Safran-etc-Saucen ;-) ), kann ich sehr gut damit leben (zumindest um einiges besser als seinerzeit in England, wo ich Pommes spätestens nach 2 Wochen nicht mehr sehen konnte - mich schüttelt es immer noch beim Gedanken daran). Natürlich kriegt man in Quito aber auch die ganze internationale Küche, meist in vernünftiger Qualität.

Sehr cool für uns Schweizer sind auch die Preise. Die meisten Dienstleistungen kriegt man hier zu einem Zehntel der Schweizer Preise (USD 1 = CHF 1): Taxifahrt USD 1 - 2, Bus auf Stadtgebiet USD 0.25, Haare schneiden USD 2 - 3, ausgewogenes ecuadorianisches Mittagessen (mehrgängig) USD 2, Einzelunterricht Spanisch an renommierter Schule pro Stunde USD 6.50. Mühsam ist einzig, dass Wechselgeld auch in Ecuador irgendwie immer knapp ist. So wurde ich sogar auf der Post (!) gefragt, ob ich es nicht kleiner hätte, als ich USD 4.50 mit einer 10-Dollar Note bezahlen wollte.

Am wichtigsten aber sind sicherlich die Leute hier. Immer sehr freundlich und aufgestellt und gerne bereit zu helfen (ausser sie wollen etwas verkaufen, dann versuchen sie den Gringo natürlich über den Tisch zu ziehen).