Mittwoch, 15. Dezember 2010

Cuyabeno Reservat (Amazonasregenwald) und Baños mit dem aktiven Vulkan Tungurahua (Tage 126 -134)

Nach 4 stationären Wochen in Quito bin ich nun also seit Ende November wieder on the road. Während den nächsten rund eineinhalb Monaten werde ich voraussichtlich meist in Begleitung von Lea Gätzi rumreisen, einer Schweizerin aus Urnäsch (Kanton Appenzell Ausserhoden, für die geografischen Blindgänger unter meiner Leserschaft ;-) ), welche gleichzeitig mit mir ebenfalls die Sprachschule in Quito besucht hatte.

Am Tag der nationalen Volkszählung (siehe letzter Blogeintrag), kurz nach Aufhebung der Ausgangssperre, bestiegen wir also den Nachtbus nach Lagio Agrio im Oriente (Osten) Ecuadors. Der Bus war zwar einigermassen komfortabel, trotzdem haben wir mehr schlecht als recht geschlafen. Zum einen hielt uns ein schreiendes Baby einige Zeit auf Trab, aber viel schlimmer war die Fahrweise des Chauffeurs, welche uns immer mal wieder um unser Leben zittern liess. Es sollte nicht das letztem Mal sein…

Nach einem etwas speziellen Frühstück in Lago Agrio (wir fanden zuerst nur ein Restaurant welches einzig Poulet und Reis anbot – nicht gerade das, wonach sich mein Magen um 6 Uhr in der früh sehnt), trafen wir unseren Chauffeur und 2 Holländerinnen und schon ging es in zwei rassige Stunden im Kleinbus weiter an den Rio Aquarico. Dort hiess es Gepäck umladen aufs Flussboot und weiter ging es mit ebendiesem zuerst 2 Stunden den Rio Aquarico runter und anschliessend eine halbe Stunde den Rio Cuyabeno hoch bis wir schliesslich die Nicky Lodge tief im Cuyabeno Reservat erreichten. Das Reservat beinhaltet 7 indigene Gemeinschaften und deckt eine Fläche von mehr als 600‘000 ha Primärregenwald ab.

Unsere Lodge

Auf der Lodge wurden wir dann auch von unserem Guide Köbi (eigentlich Jacob, aber wir verwendeten die schweizerdeutsch Fassung ;-) ) begrüsst, welcher uns jeweils auf den Exkursionen begleitete. Pro Tag standen jeweils 3 bis 4 Exkursionen auf dem Programm, wobei die erste Frühexkursion meist um 6 Uhr morgens losging, da dann die Tiere besonders aktiv sind. Da ging es dann jeweils etwa 2 Stunden den Fluss rauf oder runter, und in der Tat konnten wir da neben vielen Vögeln auch oftmals Affen, Flussdelfine und Schildkröten beobachteten. Nach dem reichhaltigen Frühstück stand dann meist eine Wanderung durch den Wald auf dem Programm, wo wir neben unzähligen interessanten Pflanzen vor allem Insekten, u.a. Spinnen und Ameisen (und natürlich die ungeliebten Moskitos) zu sehen bekamen.

Unser Guide "Köbi" zeigt und eine Pflanze, welche man als Trinkwasserquelle verwenden kann

Besuch in einem indigenen Dorf

Nach einem leckeren Mittagessen war dann jeweils Siesta angesagt, bevor es mit so unterschiedlichen Aktivitäten wie, mit dem Einbaum den Fluss runterfahren, Beobachtungsturm besuchen oder Piranha fischen (leider mit sehr mässigem Erfolg), weiterging. Auch das Nachtessen war jeweils äusserst ausgiebig und lecker, so dass danach jeweils nur noch eine kurze gemeinsame Aktivität eingeplant war, sei es ein kurzer Nachtspaziergang durch den nahen Dschungel oder Kaimane suchen (mit der Taschenlampe) im angrenzenden See

Flussfahrt im Einbaum - einzig die Stimmen des Urwalds sind zu hören

Auf dem Beobachtungsturm

Bootsführer "Sämi" (im Hintergrund) beim Piranhafischen (ohne Erfolg)

Lea und ich haben die Zeit in der Lodge auf jeden Fall sehr genossen, trotz unzähliger Mückenstiche und einiger Schreckmomente Abends beim zu Bett gehen, wenn mal wieder irgendwo ein Kleintier plötzlich unter dem Rucksack hervorkroch oder gegen das Moskitonetz flog (worüber sich dann aber auch der andere im angrenzenden Zimmer 2 köstlich amüsieren konnte – kurz bevor er selber Opfer einer hinterlistigen Attacke wurde, was dann natürlich wiederum für Heiterkeit in Zimmer 1 sorgte…). Das Leben zwischen köstlichen Mahlzeiten, Hängematten und Exkursionen mit Köbi und Bootsführer Sämi (unser Übername, eigentlich Alex), hat uns auf jeden Fall sehr gefallen.

Baden mit den Piranhas und Kaimanen ;-)

Ahhh...

Nach 5 Tagen und 4 Nächten hiess es dann aber Abschied nehmen und nach zweieinhalb Stunden Bootsfahrt und 2 Stunden Autofahrt erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt Lago Agrio, wo wir feststellten, dass uns eine weitere Nacht im Bus bevorstand, weil es anscheinend nur eine einzige tägliche Verbindung nach Tena gibt, unserem nächsten Ziel.

Erwähnenswert an dieser Busfahrt ist zum einen mal die Polizeikontrolle kurz nach Abfahrt, wo alle Passagiere aussteigen mussten und dann einer eingehenden Leibesvisitation unterzogen wurden. Einzig wir Schweizer kamen ohne durch – ein Schweizer Pass ist auch im Dschungel viel wert. Der Grund für die Kontrolle: Drogenschmuggel. Lago Agrio liegt nämlich nur gerade 10km von der kolumbianischen Grenze und damit auch von FARC Gebiet entfernt. Auch danach hatte ich eine einigermassen schlaflose Busfahrt, weil der Buschauffeur noch saumässiger fuhr als der andere bei der Hinfahrt.

So kamen wir bereits kurz vor 5 Uhr morgens in Tena an, hatten aber Glück und konnten bereits um 5.30 Uhr mit einem anderen Bus weiterfahren nach Baños. Da ging es dann meist bergauf, so dass der Bus nicht so schnell fahren konnte und wir doch noch zu etwas Schlaf kamen. In Baños begaben wir uns dann sogleich ins Hostal Plantas y Blacos, wo wir zwar noch nicht einchecken konnten, aber uns schon mal ein äusserst ausgiebiges und leckeres Frühstück gönnen konnten (das Hostal wird von Franzosen geführt – wirklich sehr empfehlenswert).

Ansonsten war in Baños der Hausvulkan Tungurahua das beherrschende Thema, welcher just am Tag unserer Ankunft seine heftigste Erruptionen seit 2006 hatte. Wie wir später erfuhren, war die Strasse nach Quito für einige Stunden gesperrt und die Leute auf der anderen Seite des Berges wurden evakuiert. Wir vergnügten uns derweil während den 2 Tagen in Baños mit Baden, massieren lassen, Zoo besuch und natürlich Vulkanbeobachten. Dies war nicht immer ganz einfach, da sich auch der Tungurahua, wie alle Berge in Ecuador, gerne mal in Wolken hüllt, aber wir konnten trotzdem ein paar Mal coole Fotos schiessen.

Der Tungurahua verdunkelt den Himmel

Mit Melissa, Kandidatin zur "Reina de Baños" :-))

Am Samichlaustag (welcher in Ecuador nicht gefeirt wird), fuhren wir dann wieder mit dem Bus zurück nach Quito, wo gerade das grosse alljährliche Stadtfest zu Ende ging. Am Tag darauf verabschiedete ich mich dann auf vorübergehend von Lea, da ich für eine Woche auf die Galapagos ging, während Lea an die Küste nach Manta flog. Zu den Galapagos dann mehr im nächsten Blogeintrag.

1 Kommentar:

  1. Neid, Neid. Der Vulkanausbruch sieht schon recht krass aus. Dschungel so hautnah klingt auch aeusserst abenteuerlich. Aber pass mal mit der FARC auf, wir wollen kein Geisel-Befreiungs-Kommando losschicken muessen.

    Liebe Gruesse aus der Schweiz,
    Adrian

    AntwortenLöschen